Morcheltreffen 2009 - 1

29. April 2009. Um 6 Uhr muss ich aufstehen. Bettina hat mich gewarnt, dass sie mich mitten in der Nacht aus dem Bett holt. Sie selbst ist seit 24 Stunden unterwegs. Der Zug bringt sie um 7 Uhr am Bahnhof an. Wenig Schlaf hat sie in der Nacht gefunden, aber außer einer großen Tasse Kaffee will sie nichts, nur ein bisschen quatschen und dann: Klar, nach Morcheln gucken! Im Auwald gibt es Speisemorcheln, weiß ich zu berichten. Also nichts wie hin. Das Wetter ist höchst morchelig, kühl und nass.

Sehr interessante Speisemorcheln entdecken wir. Solche mit sehr dicken Leisten und solche, die fast schwarz sind. Die wachsen hier nicht jedes Jahr. Die noch seltenen, winzigen Käppchenmorcheln sind gnadenlos von der Schnecke niedergenietet.

Daheim bewundern wir unsere tolle Speisemorchelmischung. Nach dem Mittagessen warten wir auf Rebecca, die aus Ehrwald anreist und auf Felix aus Ehrfurt, der schon einige Mal hier war.

Nach freudiger Begrüßung zeigen wir unsere Vormittagsbeute her. Da läuft beiden das Wasser im Mund zusammen, nicht nur wegen der Geniesbarkeit der Pilze, sondern, dass wir jetzt gleich losfahren und sie auch in den Genuß kommen solches zu finden.

Wir machen uns auf in den Sachsenrieder Forst. Ich selbst bin neugierig was uns das Pestwurzfeld bieten wird.

Kaum am Fundplatz angekommen, gibt es die ersten Erfolgsmeldungen. Während Felix sich in die Fotografie vertieft, erntet Rebecca mit glücklichem Lächeln im Gesicht. Bettina und ich sehen zu für Felix besondere Schönheiten aufzustöbern.

Einen solchen Auftakt zum Treffen kann man sich nur wünschen. Rebecca darf von der Beute etliches mitnehmen, denn sie ist eine höchst beschäftigte Frau und hat nur am heutigen Tage Zeit um hier auf Morcheljagd zu gehen. Die restlichen Morcheln landen im Dörrgerät, es wollen noch sehr viele Freunde kommen und sie sollen alle ein Glas getrockneter Morcheln bekommen. Das hat sich in den letzten Jahren so eingebürgert.

Nach dem Abendessen und der Verabschiedung von Rebecca, bekommen wir von Felix einen Kursus in der Pilzartenbestimmung. Er hat sich die Mühe gemacht und sein Mikroskop mitgebracht. Es ist schon ein unglaublicher Aufwand und ein ausgiebiges Geduldsspiel sich durch Sporen, Pleurozystiden, Cheilozystiden, verschiedene Zystidenformen und Huthautstrukturen per Quetschobjekte durchzuarbeiten.

Etwas enttäuscht erfahren Bettina und ich, dass Morchelsporen das langweiligste Mikroskopieren darstellen, weil die Sporen sämtlicher Morcheln die gleiche ovale Form haben. Dazu kann ich den Beitrag leisten, dass sie sich doch unterscheiden und zwar in der Farbe. Spitzmorchelsporen sind beige. Käppchmorchelsporen hellgelb und Speisemorchelsporen ockerfarben, das wissen nicht alle Mikroskopierer. Diese Erfahrung habe ich vom Trocknen der Morcheln denn die werden bei mir gnadenlos sortiert.