Besuch beim Saarländer Pilzverein 2002 - 2

Bevor wir zum gemütlichen Teil des Abends überwechseln, räumen wir noch die Tische ab und die Küche auf, wir sind ja nicht im Hotel, sondern Selbstversorger, aber das ist kein Problem jeder macht ein paar Handgriffe, dann ist alles bello. Zu meiner Überraschung entdecke ich Weizenbier im Kühlschrank, das ist das richtige Betthupferl, denn heute werde ich bald schwächeln, habe ich doch einen "arbeitsreichen" Tag hinter mir.

Die Teilnehmerzahl ist angewachsen, viele sind erst jetzt nach der Arbeit angereist. Doch ist Matzi immer noch der einzige den ich kenne, Harry hat sich erst für morgen angesagt. In Gruppen sitzen wir beieinander. Man quatscht über alles: Die letzte Tagung, Pilze, Anfahrt, erzählt Witze. So lerne ich einige der Mitpilzler kennen, leider hapert es bei mir mit den Namen, ich kann mir nur einige merken.

Eines meiner Pilztagebücher habe ich mitgebracht und meinen Pilzkalender 2003. Für meine Morchelfunde schaut mich manch neidvoller Blick an, es ist praktisch keiner da, der mit meinen Fundmengen konkurrieren könnte.

Über all den ernsthaften Pilzgesprächen, Gelache und Gequassel vergeht die Zeit im Fluge und bis ich mir recht gewahr werde, dass ich ja müde sein wollte ist es 3  Uhr. Morgen um 9 Uhr soll die nächste Exkursion starten, aufwachen sollte ich auch!  Ganz  schnell ab durch die Mitte ins Bett.

Erstaunlich ich wache pünktlich auf und habe genügend Zeit mir den Schlaf aus dem Gesicht zu waschen. Ich schlüpfe in meine Wald- und Wiesenklamotten und in ein Paar Pantoffel, die Stiefel stehen noch unten im Vorraum, da der Waldboden gestern sehr feucht war, hätten wir damit gestern das ganze Haus eingedreckelt.

Noch bevor der Weckruf per Mundharmonika erschallt, bin ich schon startbereit. Mit vielen anderen erscheine ich zum Frühstück, Kaffee und Tee dampfen bereits in den Kannen. Etliche feine Sachen sammele ich auf meinen Teller, nach dem Motto wer wenig schläft muss zumindest gut essen.

Im Vorraum ziehen wir die Schuhe an, da kommt Peter zu mir, er ist ein Mitglied des Saarländischen Pilzvereines, er drückt mir sein Handy in die Hand: Harry ist dran: "Na,  elfi wie geht's? Alles Paletti?" "Danke, ich fühle mich wie zu hause, bin heute morgen um 3 Uhr ins Bett."  Da muss er doch sehr lachen: "Na, dann Tschüss bis heute Abend."

Der Wald  den wir heute durchsuchen möchten liegt einige Kilometer ausserhalb  von Kirkel und so bilden wir Fahrgemeinschaften. Drei Leute und einen Hund lade ich mit in mein Auto, alle anderen werden ebenso verteilt und wir fahren im Konvoi etwa 4 Kilometer zu einem Parkplatz. Mit Korb, Messer und  Lupe bewaffnet marschieren wir in den Wald.

Der Weg führt linker Hand an einem Steilhang entlang, rechts begleitet uns ein Bach. Eine Order wurde ausgegeben: Wir dürfen alles mitbringen nur keine Perlpilze! Die stapeln sich bereits in der Küche. Also nehmen wir anderes mit, z.B. diesen knackfrischen Steinpilz den Rainer findet und den wir erst ausgiebig von allen Seiten ausleuchten.

Auch dieses stattliche Kuhmaul wandert in den "Esskorb". Allmählich  dröselt sich unsere Pilzgruppe auf und es entstehen immer kleinere Splittergruppen. Je nachdem wo Pilziges gefunden wird, bleiben die Nächsten stehen und die, die bereits weiter weg sind gehen weiter. Wir haben eine Sektion Andreas: Die Splittergruppe Nachhut, einige sind in

der Splittergruppe Vorhut. Nachdem sich 3 Gruppen auf einen Hang gekämpft haben vereinigen sie sich wieder. Peter aus Bexbach erklärt uns alle zur eigenen Splittergruppe, darunter befindet sich die Splittergruppe "Kamera" sie besteht aus  Rainer und mir. - Sowie eine Besonderheit oder eine Schönheit entdeckt wird, wird der Ruf nach der Splittergruppe Kamera laut und Rainer und ich kraxeln in den Hang oder kauern uns auf den Boden um die gefundenen Objekte optimal auf den Chip zu bannen, denn es gibt ja keinen Film mehr! Die neuen Digitalkameras sind das Nonplusultra für die Pilzfotografie, da sie aus nächster Nähe herrliche scharfe Bilder produzieren. Rüblinge im Lehm- hang und einen Pilzkönig nehmen wir mit. Ein Schleimrübling präsentiert sich im grünen Rahmen, Lackporlinge glänzen im Regenwasser. Ein Künstler hat aus einem abgestorbenen Baum ein Kunstwerk geschaffen, eine Eule blickt verschlafen aus dem Baum auf uns herab. Zurück auf dem Parkplatz entdecken wir dicke Büschel von Schopftintlingen.

Noch sind nicht alle Splittergruppen zum Parkplatz zurückgekommen. Erst warten wir, aber unsere Mägen knurren schon ganz feste, also beschließen wir, uns vorab nach Kirkel zurückzubegeben. Da die fehlenden Leute von hier sind, finden sie sich auch pünktlich zum Essen ein.

Der nächste Tag bringt abermals viele Pilze zum Bestimmen auf die Tische. Präparate werden geschnitten und mit feinsten Werkzeugen auf Objektträger gebracht, Sporenabdrücke werden vergrößert um die kleinen Teilchen zu vermessen, Bücher werden gewälzt, damit die Pilze alle ihren Namen erhalten. Hier sind Spezialisten am Werk, denen es Freude bereitet die Pilze in die Systematik einzureihen. So manches Exemplar sträubt sich erst, aber irgendwann kommt der erleuchtende Gedanke. Nun bekommt dieser Pilz auch sein Schildchen mit dem deutschen und seinem lateinischen Namen.

Viel gelernt habe ich in diesen Tagen und es hat sehr viel Spaß gemacht. Gerne werde ich solches wieder machen. Harry sagt: “Kein Problem Elfi, komme einfach nächstes Jahr wieder.” Klar doch, das mache ich!