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Im Pilzforum der Karlsruher Uni habe ich per Schrift einige Leute kennen gelernt. Dort las ich eine Einladung vom Leiter des Saarländer Pilzvereines. Interessenten zur Pilzexkursion wurden gesucht, da er Urlaub in der Gegend von Wangen im Allgäu macht. Wangen ist nicht weit von mir, so habe ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, mal wieder was dazuzulernen und bin zum vereinbarten Termin am Sonntag den 07. Juli 2002 zum Treffpunkt gefahren.
Sich so unbekannter weise zu Treffen ist nicht ganz einfach. Nur auf Verdacht mit einem Seitenblick auf das Nummernschild des Autos, geht man aufeinander zu. Doch das Erkennungszeichen, der Pilzkorb führte uns problemlos auf einem Parkplatz bei der Ortskirche zusammen. Karl aus Biberach war auch gekommen. Wir suchten auf seiner topografischen Karte Wälder aus, die wir durchstreifen wollten.
Das Wetter ist schön und wir entscheiden uns für den nächstbesten Wald den wir durchfahren. Es ist ein Wald mit Weißtannen, Fichten, Buchen, Ahorn und der Boden ist bedeckt mit Moos, Farn und Unmengen von Brombeeren, die sich zu gerne um die Füße wickeln. Vorsicht ist angesagt, um nicht in ihnen zu verhängen. Die ersten Pilze die Karl aufnimmt sind kleine Helmlinge, weissmilchende und rotmilchende, es gibt auch Helmlinge die geben keine Milch her!
Mit einem Rotmilchenden “tätowiert” Karl meinen linken Handrücken. Auf meine vorsichtige Frage, wie das wieder weg ginge, lacht er udn beruhigt mich: “Bei der nächsten Handwäsche ist alles weg!”
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Die Wege sind schon etwas ausgetreten, aber das stört einen Pilzsucher eh nicht.
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Unsere Blicke sind sehr auf den Boden ausgerichtet, so hätten wir beinahe eine Rarität übersehen: über unseren Köpfen ist ein Weisstannenstamm mit einer ansehnlichen Gruppe von Feuerschwämmen verziert. In meiner Unwissenheit halte ich sie erst mal für den Rotrandigen Fichtenporling, aber Karl belehrt mich eines besseren. Es ist der Tannenfeuerschwamm!
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Das ist nicht so einfach, denn selbst Karl und Harry, die beide nicht gerade klein sind müssen sich ganz schön strecken. Karl will ja auch ein Bild von dem Exemplar, das am höchsten hängt. Es ist das Schönste! Schließlich hat jeder sein Bild im "Kasten" und die Tour geht weiter.
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Nach einige Schritten sind wir gezwungen uns recht klein zu machen, denn die Objekte unserer Suche sind nicht nur winzig, sondern haften in den entlegensten Ecken. Harry ist absolut im Vorteil, er hat für solche Fälle immer eine Folie dabei, die Nässe und Kleintieren keine Übergriffe erlaubt.
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Natürlich ist es ganz wichtig, die Kamera richtig einzustellen. Harry und Karl haben das gleiche Fabrikat und sie tauschen Erfahrungen damit aus: "Prima", meint Harry, "schon wieder was dazugelernt!"
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Karl hat eine Sammelbox dabei, alle Pilze, die nicht sofort zu bestimmen sind, werden darin untergebracht, um sie daheim zu mikroskopieren und an Hand der Literatur ihnen den richtigen Namen zuzuweisen. Karl ist sowieso ein wandelndes Lateinbuch, er kennt nicht nur die zur Zeit gültigen Bezeichnungen, sondern die vorhergehenden und auch noch wer sie so bezeichnet hat, faszinierend! Leider stehe ich gleich wieder voll daneben, wie soll ich mir diese Fülle an Information merken?
Glöckchennabelinge die auf alten Baumstümpfen gedeihen und feinste Schwindlinge die auf Fichtenzapfen wachsen werden so "mitgenommen". Harry entdeckt ein kleines Zweiglein, das mit gelben Tropfen übersät ist: "Ein bildhübscher Schleimpilz!" Leocarpus fragilis das Löwenfrüchtchen Auch er verschwindet in Karls Pilzbox.
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Bald ist das Waldstück nicht mehr interessant, die Arten die wir finden sind immer solche, die wir schon gefunden haben und wir gehen zum Auto und fahren ein Stückchen weiter. Vielleicht gibt es in einem anderen Baumbestand neues zu entdecken.
Ja, es gibt neues! Und nun kommt die praktische Folie von Harry voll zum Einsatz. Wir benützen sie um in diesem dunklen Mischwald in einer Wolke von Aasgeruch diese frischgeschlüpfte Stinkmorchel zu fotografieren.
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Gut, dass dieser Pilz so frisch ist, dass er eben erst beginnt seinen penetranten Geruch zu entfalten, die Fliegen bekommen ihn eben erst mit. Aber um uns herum stehen viele Exemplare dieser Art und lassen uns zwar mit der nötigen Sorgfalt aber ohne Verzögerung den Pilz ablichten.
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Dieses schöne Gebilde zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Harry und Karl sind sich nicht sicher diesen Pilz zu bestimmen, da viele Schleimpilze in ihrem Wanderstadium so aussehen, also bleibet er im Wald, er kann auch nicht in die Box, denn das Holzstück, auf dem er wächst ist ca. 1,5 Meter lang und hat einen Durchmesser von etwa 60 Zentimetern.
Wir wechseln noch einmal den Wald. Auch hier ist der Waldboden sehr verkrautet und wir halten vergeblich Ausschau nach Pfifferlingen oder anderen Großpilzen als immer nur Rüblinge und Helmlinge zu entdecken.
Zu unserer Fundliste gesellt sich ein Röhrling: ein Rotfüchen. Ganz begeistert ist Karl von einem Orangeroten Helmling, dieser Winzling steht alleine am Wegesrand und wir stellen alles Mögliche an um ihn ins rechte Licht zu rücken.
Der Nachmittag neigt sich zum Abend und wir beenden unsere Exkursion mit einem frischen Weizen in einem Biergarten. Wir ratschen noch über dieses und jenes und natürlich über Pilze. Karl hat viel Hausaufgaben eingepackt und wird die nächsten Tage mit viel Arbeit gesegnet sein.
Ich habe auch was in der Tasche, eine Einladung ins Saarland!
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