Seattle 2007 - 7

Hanna hat in ihrer Pilz- sammlung wunderschöne Highlights. Bemalte Baumpilze. Ich finde die so klasse gemacht. Passende Baumpilze haben wir heimgebracht. Am Sonntag probiere ich das auch. Für einen ersten Versuch finde ich meine Kreation nicht schlecht. Stolz überreiche ich den Pilz Hanna.

Um die Mittagszeit gehen wir einkaufen. Nicht in einer Mall, nicht in einem Market, sondern in einem echten Spezialitätenladen landen wir. Feine und feinste Lebensmittel stehen in den Regalen. Wir schlagen unglaublich zu. Fleisch, Pasteten, Artischocken, feine Bohnen, frische Erdbeeren und Pflaumen, südafrikanischen Wein und zu meiner Überraschung Bavarian Hefeweizen, gebraut in Californien. Wir schmausen und ratschen, inzwischen werden auch die Pilze trocken. Wir haben bei nächtlichen Wachmomenten immer wieder den Dörrer neu bestückt. Nun sind Hannas Vorratsdosen fast voll. Morgen nachmittag kann Rudy zur Pflegemama. Morgen? Montag? Wundervoll, ich kann noch einmal in den Wenatcheewald! Hanna rechnet nicht viel Pilze aus. Egal, ich kann in den Wald!

Mit angenehmen Temperaturen nimmt mich der Wald auf, wie immer mit  Mücken gut bevölkert. Und mit Pilzen! Aus dem tiefsten Untergrund drücken sie den Boden hoch. 10 Zentimeter ist die Schicht, die ein riesiger Steinpilz angehoben hat. Wieder bin ich drei mal zum Auto unterwegs.

Jedes Geräusch dieses Waldes kenne ich. Es gibt drei Bäume die sich mit ihren Nachbarn im Wind reiben, alle drei erzeugen eine bestimmte Tonfolge, aber gebrummt hat bisher keiner? Wieder ertönt das Brummen, aber in anderer Tonfolge, ich stehe ganz ruhig und mache vorsichtig meine Kamera startklar.

Sag mal Elfi spinnst Du? Hier ganz alleine willst Du einem Bär begegnen?? Neugiergig, bin ich schon, aber ich werde doch lieber einen großen Bogen um das Geräusch machen. Was haben die in Hannas Pilzverein erzählt? Sie wären zu dritt einem Grizzly begegnet? Noch großräumiger umgehe ich die Brummtöne.

Da suche ich mir lieber noch einiges an prächtigen Steinpilzen. Entdecke ein Häuschen für meinen Alterssitz, ja das wäre es! Wohlbehalten überbringe ich Hanna 9 Kilo Pilzbeute. Unübertroffene Schönheiten breite ich auf den Tisch. Besonders angetan hat es uns ein dicker Steinpilz, er wiegt 500 Gramm und ist ein echtes Fotoobjekt. Hanna holt Buntpapier um ihn ins rechte Licht zu stellen.

Er enttäuscht uns dafür nicht. Keinen noch so kleinen Madengang können wir entdecken nachdem ich ihn durch geschnitten habe.

Auch andere Spezialitäten enthält mein Korb. Wir sind uns einig, dass das eine was Morcheliges ist und das andere was Trüffeliges. Das Befragen unzähliger Pilzbücher bringt nicht den gewünschten Erfolg. Also will Hanna die Pilze aufheben und den Spezialisten ihres Pilzvereines bringen. Ich hoffe im September Antwort zu bekommen. Der Abend ist ausgefüllt mit Pilze putzen und Pilzerzählungen. Der Trockenplatz vor Hannas Kamin bekommt eine neue Ausdehnung und das Trockengerät surrt die ganze Nacht hindurch. Hanna sucht nach weiteren Gefäßen für die Trockenpilze und ich fülle damit einen Schuhkarton. Diese Pilze will ich zu meiner Freundin nach Los Angeles schicken, die wird staunen.

Morgen ist der große Tag um nach Conconully zu fahren. Wir sind sehr gespannt was uns erwartet. Die Reisetaschen sind gepackt. Aufstehen wollen wir normal, also stellen wir keinen Wecker, die Morcheln, von denen wir sicher träumen, werden uns schon aus dem Bett holen.

Inzwischen weiß ich den Namen meiner “Spezialitäten”. Der grob gekammerte Pilz ist eine Morcheltrüffel Hydnotria tulasnei.         Die kleinen sind Morchelinge Gauteria morcheliformis. Daheim in einem meiner Pilzwälder fand ich ihn ebenfalls und ich schickte ihn an Herrn Reil, der ihn mir bestimmte.