Morcheln 2004 - 1

2004 ein neues Jahr, langsam werden die Tage heller, das Gemüt hellt sich ebenso auf, die Hoffnung durch die grüne Natur zu schweifen macht sich in den Gedanken breit, doch schaue ich durchs Fenster, sehe ich nur weiße Flächen.  Morcheln schwirren durch meinen Kopf, meine liebsten Pilze von allen, schon Anfang Februar wurden welche gefunden, zwar weiter nördlich, aber inzwischen ist es wieder Winter geworden, von Pilzen keine Spur. Nur langsam taut die weiße Pracht. Aus tiefer gelegenen Gegenden und mit der befreiten Natur müssen auch die Morcheln erscheinen, also fahre ich ihnen entgegen. Die Iller habe ich mir ausgesucht, deren Auwälder will ich nach trächtigen Plätzen absuchen. Nördlich von Memmingen ist die Iller doppelt, einmal der Fluss und daneben der  Illerkanal, beide sind etwa gleich breit.

Flusswanderungen haben immer den gleichen Aspekt, die andere Seite sieht bedeutend besser aus, als  die, die man gerade begeht. Pilze finde ich keine, doch ich mache eine Entdeckung, es gibt Biber an der Iller, immer wieder sehe ich ihre Fressspuren an den Aubäumen, Weiden sind halb durch geknabbert, auch Buchen liegen über dem Weg, fein säuberlich von der Rinde befreit. Zweimal mache ich die Tour an diesen Fluss, pilzmäßig  erfolglos. Mein Augenmerk richtet sich auf Holzlagerstätten, dort werden sicher Morcheln wachsen , aber jetzt noch nicht , die erscheinen  etwas später als die "Waldmorchel", die zuerst bei Eschen in Auwäldern, an Waldwegrändern oder auf verletzten Böden wächst.   19. März. Endlich hat die Schneeschmelze auch bei uns eingesetzt. Die Nächte gehen mal ohne Frost durch, die Morcheln liegen in der Luft. Also auf zu dem Platz, der in den letzten Jahren schon immer meine erste Fundstelle ist. Der Waldboden ist so platt, als wäre er erst seit gestern vom Gewicht des Schnees befreit und ich hadere mit mir, weil ich schon wieder zu früh und  völlig umsonst hierher gefahren bin. Der Platz ist blank und leer, da sehe ich sie auf der anderen Wegseite: Meine  erste Morchel!

 

So alleine wie es den Anschein hat, ist sie nicht. Nachdem ich dieses wunderschöne Naturobjekt fünfmal umrundet habe, sind es sechs Stück. Auch auf dem Rand, den ich zuerst so leer gesehen habe entdecke ich noch zwei. Recht klein sind sie ja. Es wäre eine Schande sie alle einzupacken, so entschließe ich mich die zwei größten der Winzlinge mitzunehmen, ich kann den Erfolg nicht mit leeren Händen feiern.