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Speisemorchelsuche auf dem steilsten Stück Eschenwald das ich kenne:Zur Zeit herrscht das schönste Wetter das ich kenne, feuchte Luft bis hin zum Regnen, wenig Wind, Wolken, Gewitter, schön kühl, aber nicht kalt, einfach pilzig! In dieser Jahreszeit, das beste was einer Pilzverrückten wie mir passieren kann. Drückt doch diese Wetterlage noch immer Mengen an Morcheln aus dem Boden. Schon zum zweiten Male in diesem Jahr begehe ich dieses Steilstück. Hier wachsen hauptsächlich Speisemorcheln, was die Spitzmorcheln nicht abhält, zwar in geringer Zahl aber immerhin, hier auch zu sprießen. Fast hundert Höhenmeter muss ich nach oben, davon fahre ich allerdings die ersten 20 mit dem Auto in den Berg. Dann muss ich einen 3-fachen Stacheldraht überwinden, unter einem Elektrozaun durch und abermals 3-fachen Stacheldraht bewältigen.
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Jenseits dieser Schranken begrüßt mich diese Superspitzmorchel. Vor fünf Tagen habe ich sie noch nicht gesehen, ich schaue mich sehr genau um, sie scheint die einzige zu sein. Doch meine Suche gilt den Speisemorcheln, sofort fallen mir alle möglichen strukturähnliche Dinge ins Auge, filzig und holzig sind sie, diese Entdeckungen verraten mir, dass mein Pilzblick heute sehr gut ist, das ist nicht immer so. Machmal fühlt man sich richtig blind, wenn es heißt Morcheln zu entdecken. Allerdings weiß ich, dass ich erst weiter den Berg rauf muss um morchelträchtigen Boden unter den Füßen zu haben, also nauf gehts. Das ist heute nicht so einfach der Boden unter der Laubstreu ist feucht und schmierig. Zwei Schritte nach oben und einen zurück so erklimme ich das Gelände. Da blinkt schon die erste Morchel, wohlbehütet steht sie da, doch solche Tarnung ist zu spärlich um mich zu täuschen. Die beiden nächsten Exemplare haben sich schon besser bedeckt, sie finden trotzdem den Weg in meinen Korb.
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Also geht das Versteckspiel wieder los. Stehen bleiben und gucken muss ich. Als könnten die Pilze Gedanken lesen, kaum stelle ich mich auf niedrigste Gangart ein, foppen sie mich auf die andere Tour. Ich hebe den Kopf und siehe da, ganz frei stehen sie auf dem schmalen Pfad in Augenhöhe! So erklimme ich den Berg immer höher. Ich schwenke nach links hinter den kleinen Fichtenbestand, doch dort gibt es noch nicht eine Morchel, sollten sie dort am Ende noch kommen? Mein Korb enthält schon etwa 20 Morcheln, da passiert der unvorsichtige Schritt. Ich rutsche mit dem Bergfuß ab und lande auf der rechten Hüfte, dann geht es bergab, die linke Hand umkrampft den Pilzkorb, meine Güte wenn ich den Inhalt über den Berg verstreuen würde! Ein quer liegender Ast bringt meine Rutschpartie zum Stoppen. Nur gut, dass ich den hohen Korb genommen habe, der verträgt schon mal einen Rums, ohne dass meine Freunde über seinen Rand hüpfen. Nun jagen mich die Pilze ganz schön von oben nach unten. Bin ich oben im Berg blinken sie von unten, bin ich weiter unten winken sie von oben und laufe ich mal drei Meter ohne ganz genau hinzusehen, lachen sie sich hinter mir ins Fäustchen und ich muss zurücklaufen um sie einzusacken...! Auf ebenem Boden sind solche Spielchen ganz lustig, aber hier im Hang braucht man für jeden Schritt einen Baum zum festhalten und Morcheln die sich auf einem freien Platz befinden muss ich schnell ernten, während ich dabei schon wieder am abrutschen bin.
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Vor lauter schauen und gucken bekomme ich dann noch die Halluzination ein Meer von Morcheln vor mir zu sehen, das braun, grau und beige formt sich zu Morchelmassen. Doch bald ist der Blick wieder klar und ich nehme die zwei Morcheln, die wirklich da stehen. Eine ganze Weile sehe ich nix morcheliges mehr. Das war es dann. Irgendwo da unten steht das Auto. Ich begebe mich zum Abstieg. Den kleinen Platz mit den Spitzmorcheln begutachte ich noch genauer. Siehe da ! Da steht ja noch eine Spitzmorchel. Offenbar hatte ich meine Augen schon zu gut auf die "gelben" eingestellt, dass die "braunen" durch den Farbfilter gefallen sind. Insgesamt sind es noch 5 Stück, sie sind bedeutend kleiner, als die Begrüßungsmorchel. Daran mag es gelegen haben, ich dachte, wenn da noch welche sind, müssten sie auch solche Oschis sein.
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Nach allen Zaunüberwindungen bin ich glücklich wieder am Auto zu sein. Die Morchelbeute 37 Speisemorcheln und 6 Spitzmorcheln bringe ich meiner Nichte, die heute leider nicht auf die Steilwand mitgehen konnte.
Auf dem Heimweg zieht dieses Mulchgebirge mein Interesse auf sich. Vom Auto aus erkenne ich zwar keine dunklen Knubbels, die auf Spitzmorcheln schließen könnten, aber anschauen muss ich es mir trotzdem.
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Das habe ich noch nie gesehen Lorcheln auf Rindenmulch. Toll schauen sie aus mit ihrem knalligen rot auf dem aschgrau. Diese Farbkombination sollte ich mir merken! Einige der Pilze nehme ich mit, um anderen Leuten diese Giftpilze erklären zu können und Anschauen ist doch der beste Lehrer.
Das war ein schöner Pilzspaziergang , so richtig nach meinem Geschmack, morgen bin ich wieder unterwegs, ganz sicher!
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