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Montag, 28. April: Pünktlich bin ich am Bahnhof. Diesmal brauche ich keinen Pilz zu schwenken, wie beim ersten Besuch von Bettina. Unsere Begrüßung ist eine herzliche Umarmung. Seit 17 Stunden ist sie nun unterwegs, aber sie will kein Nickerchen machen, auch nach Essen ist ihr nicht zu Mute, aber eine große Tasse Kaffee darf es sein. Auf meine Frage, ob sie nach Morcheln schauen möchte, bekomme ich zur Antwort: “Na klar, deswegen bin ich doch so weit gefahren!” Rasch sind wir startbereit, wir fahren zu den Wertach Auwäldern, dort ist immer was zu holen. Nun kann ich endlich meine Speisemorcheln richtig unter die Lupe nehmen, die ich bisher flüchtig streifte, um nicht alles abzuernten was da gewachsen ist. Gerne lasse ich Bettina, die bekannten Plätze absuchen. Und ein seeliges “Juhu, meine erste Morchel!” freut mich ungemein. Kreuz und quer durchstreifen wir den Wald. Speisemorcheln, Käppchenmorcheln und auch
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Morchelbecherlinge wandern in den Korb. Nebenbei ratschen wir, doch einmal höre ich von Bettina ein glucksendes Geräusch: “Hähä, hihi, sie ist dran vorbei jelofen und icke habe se jefunden! Die Morchelkönigin hat eine Morchel nicht gesehen, hihi!” Gerne gönne ich Bettina den Triumph. Nachdem sie nicht nur die eine Käppchenmorchel geerntet hat, sondern derer vier(!) beginnt sie verbal an meinem Morchelthron zu sägen. Ausgewogenheit herrscht erst wieder nachdem ich ihr den Titel einer Morchelprinzessin verleihe. Daheim leite ich meine Adelsverwandte in den Umgang mit Morchelfunden ein. Akribisch wird sortiert und gezählt. Morchelbewunderung und Lachsalven wechseln sich ab.
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Nein, wir haben die Nase von der Pilzsuche noch nicht voll. Nach einem kleinen Magenberuhiger suchen wir noch den Königsweg auf. Einen großen Fund rechne ich mir nicht aus, diesen Platz habe ich mit Tim schon abgegrast.
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Mit geschultem Morchelblick können wir den Pestwurzfeldern ein halbes Körbchen voller Morcheln abtrotzen. Es wird Zeit die Natur zu verlassen. Leise Geräusche in der Magengegend weisen darauf hin, dass nun ein gutes Mahl wichtig wäre. Außerdem sind die daheim liegenden Morcheln zu verarbeiten. Etliche der Spitzmorcheln müssen für das Abendessen herhalten, welch ein Genuss! Der Überschuss kommt mundgerecht geschnitten in das Trockengerät. Bettina ist rundum zufrieden. Noch ein bisschen plaudern, dann richte ich Bettinas Bettchen auf dem Sofa im Wohnzimmer. Ein schöner Tag geht zu Ende. Die Liebe zu den Pilzen und die Liebe zu den Menschen, die mit offenen Augen durch die Welt gehen, haben mir ein Umfeld geschaffen, das ich nicht missen möchte.
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Dienstag, der 29. April. Heute kommen die Wolfenbüttler in neuer Formation. Ilse und Uschi kenne ich, sie bingen Magdalena mit, diese Information habe ich. Bis zu deren Eintreffen heißt das für Bettina und mich noch Freizeit etwas über den Mittag hinaus. Ganz ruhig gehen wir den Morgen an. Frühlingsluft auf der Terrasse schnuppern, gemächliches Frühstück. Morchelplan habe ich keinen. Da wäre ein Holzplatz, könnten wir angucken. Vor etlichen Jahren war er mit 137 Morcheln ein echtes Highlight. Sorry, Bettina, heute gibt es nichts zu holen. Auf dem Heimweg liegt noch ein Fleckchen am Wegesrand. Das Irseer Bierkisteleck! Ich traue meinen Augen nicht! Da wo ich alle zwei Jahre eine Morchel finde, stehen heute sieben Stück! Bettina, packt sie mit bester Laune ins Körbchen.
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Wir haben unser Mittagessen eben beendet, da fährt das WOB-Auto vor. Die Begrüßung ist herzlichst. Habt ihr Hunger, wollt ihr euch ausruhen? Ein Kaffe wäre gut, können wir dann in die Morcheln schauen?
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OK, Kaffee! Danach ab ins Gelände. Der Eierweg, der Name ist von Natschi geprägt, bringt uns die ersten Funde. Kemnath, mein guter alter suuper Speisemorchelplatz, hat mir die letzten 3 Jahre nicht ein Morchelchen hergegeben. Magdalena findet heute drei! Bettina murmelt etwas von Anfängerglück! Weiter zum Riesenmorchelplatz. Bettina beginnt mit dem Reigen des Findens. Sechs sehr goße Morcheln nehmen wir mit. An einem Plätzchen, das ich mir besonders gemerkt habe, ist die Morchel weg. Irgendwie habe ich da Tim als Ernter im Verdacht. Auch an diesem Platz habe ich ihn gebeten nicht alles was er sieht mitzunehmen. Aber das ist heute egal. Meine Pilzfreundinnen sind rundum zufrieden.
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Zufrieden? Wo könnten wir noch hinfahren. So aus dem Stegreif denke ich an den Königsweg. Bettina raunt mir zu, dass wir dort gestern waren. Sicher wird die Beute klein sein, was soll es. Sollte jeder eine Morchel finden, ist das Erfolgserlebnis gegeben. Nein nicht fünf Morcheln, dreiundzwanzig kommen zusammen. Bettina schüttelt den Kopf, denn auch sie wird fündig: “Waren wir gestern blind?” “Fünf Augenpaare schlagen zwei Augenpaare um Längen!” Wir müssen heimwärts, Christoph Hahn steht als nächster Gast an. Auf ihn freue ich mich immer ganz besonders, sein Wissen um die Pilze lässt mich permanent dazu lernen. Das Abendessen besteht zum großen Teil aus Morcheln, der Überschuss kommt wiederum in den Dörrer. Christoph kommt. Der Abend wird lange. Die Wolfenbüttler verziehen sich ca. um 21 Uhr. Bettina, Christoph und ich halten es noch sehr lange aus. Das Thema ist Musik! Na so etwas? Keine Pilze??
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