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18. April 2003
Beim besten Willen kann ich mich nicht erinnern so ein Frühjahr erlebt zu haben. Es gab Zeiten, da war es schon mal trocken, das heißt nicht so nass wie ich es gerne gehabt hätte, aber überhaupt kein Regen und das über Wochen. Die Sonne lacht vom blank geputzten Himmel und mein Pilzherz schleift am Boden. Ein Jahr ohne Morchelsaison wäre wie. . . , ja wie wäre es denn? Nun ja, unglaublich, arg schlimm, grausam . . !
Heute ist Karfreitag, das ist immer ein Tag der Morchelüberraschungen, meistens ist dieser Tag sehr kalt, oft hat es noch mal geschneit, heute ist Sonne pur und ein frischer Wind, der den Boden immer noch trockener macht und Staubfahnen vor sich herweht. Dazu kommt noch eine Erkältung, die ich seit 3 Tagen mit mir herumtrage, sie hat die letzte Nacht sehr unangenehm und kurz gestaltet. Der Körper fordert sein Recht und so schäle ich mich erst um 10 Uhr aus dem Bett. Der halbe Tag ist also schon hin.
Gesundheitlich gesehen, wäre es für mich bestimmt besser eingemummelt auf dem Sofa zu bleiben, aber wenn Morcheln wachsen könnten, muss ich raus und schauen. Es wäre immerhin möglich, dass sich eine Regenwolke in eines meiner Morchelgebiete verirrt hat.
Um ganz sicher zu gehen, dass wirklich was wächst, kann ich nur in ein bestimmtes Waldgebiet fahren, von dem ich genau weiss, dass ich dort keine Konkurrenz habe. Leider sind es die Morchelfleckchen, den ich letzte Woche abgeräumt habe, aus Angst, die Morcheln könnten vertrocknen. Doch siehe da, meine Lieblinge haben mich nicht versetzt, sie sind ohne Regen gewachsen.
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Vorsichtig umschleiche ich die ersten drei Exemplare, die mir trotz bester Tarnung sofort auffallen, um weitere Pilze zu entdecken. Aus allen Blickwinkeln schaue ich mir den Boden an. Prompt kommen Spaziergänger vorbei: "So, sucht man schon Ostereier!" " Na klar doch!" gebe ich lachend zurück. Ich frage mich: Wenn man nichts von Morcheln weiß, was denken die Leute jetzt von mir?? Sechs Pilze habe ich aufgenommen und es sieht aus, als wären nicht mehr gewachsen. Trotzdem klebe ich noch immer an dem Platz. Wenn mir das passiert, bin ich mir sicher, dass da noch eine Morchel sein muss, die mit will. Nach der 5. Umrundung werde ich ihr gewahr. Sie schmiegt sich an alte Hölzchen und tarnt sich mit vertrockneten Blättern: "Da bist du ja!" Ich ernte sie, nun gehe ich zum nächsten Standort. An diesem Wegrand gibt es eine Pestwurzart, deren Blüten, egal in welchem Stadium, immer vertrocknet aussehen. Die Morcheln haben in ihrer Tarnwut deren Färbung angenommen. Es ist nicht einfach sie zu entdecken. Wohlgemerkt, das sind keine Speisemorcheln sondern Spitzmorcheln! Ganz niedergedrückt steht noch ein Riesenexemplar. Mit der Spitze im Boden wachsen sie hier oft, denn der Grasbewuchs ist sehr dicht. Zwar weiß ich nun wie die Morcheln aussehen sollen, dafür finde ich aber keine mehr. Ich habe in diesem Wald noch ein Fleckchen. Dort stehen seit letzter Woche zwei Minimorcheln, heute aber nicht mehr. Sollten die Schnecken zugeschlagen haben? Das kann ich mir nicht vorstellen, bei der Trockenheit, außerdem habe ich keine Fressstellen gesehen.
Nach geduldigem Suchen entdecke ich acht Morcheln, so gut sie sich auch mit Lärchenzapfen, Fichtenzapfen und anderem gekräuselten Naturprodukten getarnt haben.
Die Beute genügt für eine feine Osteressenzuspeise. Zahnrädchen werde ich daraus schneiden und in Weinteig ausbacken und den Festtagsbraten damit verzieren.
Trotz aller Freude kann ich an den Morchel erkennen, dass die Durststrecke angebrochen ist, die haben alle eine leicht angetrocknete Spitze, Wassermangel! Sollte es nicht bald regnen, wird sich das Wachstum für dieses Jahr einstellen, uoh!
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