Morcheln 2003 - 3

Ostern 2003

Kaum zu glauben, noch immer hat es nicht geregnet. Wie soll da ein Pilz wachsen? Gibt es eine Morchelpleite? Im Grunde darf ich ja froh sein, denn ich liege völlig außer Gefecht gesetzt mit Husten, Schnupfen und Fieber im Bett. Ich bekomme überhaupt nichts mit von Sonne und Ostereiersuchen. Am Dienstag nach Ostern weckt mich ein seltsames Geräusch: es donnert . . . es donnert wirklich, es hat ein Gewitter! Da hängt noch ein Ton in der Luft . . . , so ein Rauschen, sollte es wirklich regnen? Ich schäle mich aus dem Bett und gehe zur Terrassentür. Da draussen ist es nass, der Garten ist nass, Tropfen fallen vom Himmel und tropfen über Bäume und Sträucher und Blumen und auf die Terrasse. Ich öffne die Tür, frische gewaschene Luft strömt ins Zimmer. Sollte es doch noch Hoffnung für die Pilze geben? Vielleicht zum Wochenende? Gesund werde ich doch auch mal wieder werden. Ah, ja gesund, Zeit für Medizin, die ich seit Tagen in mich reinstopfe, und dann schnell wieder in die Federn und träumen, von . . Morcheln?

Donnerstag, der 24. April 2003, Zeit aus dem Bett zu kommen. Ein Doktortermin steht an und das Brot ist alle. Draußen scheint die Sonne, der Himmel ist bayerisch: Weiss-blau! Der Garten schaut wieder so trocken aus, wie gehabt. Der Doktor ist recht zufrieden mit mir und Brot gibt es auch. Und dann fährt mich mein Auto an die Wertach! Eine Stunde frische Luft wird mir gut tun. Logo!

Rascheltrocken sieht hier alles aus, ob es hier überhaupt geregnet hat? Für eine Stunde frische Luft bin ich gut ausgerüstet, Korb, Messer, Kamera, Salbeibonbon; von denen lebe ich zur Zeit neben den Medikamenten. Drei Speisemorchelstellen kenne ich hier, ich weiss genau wo ich hin will, soso. . .! Schon die erste Stelle ist eine Pleite, da steht keine Morchel, das Laub und kleine Zweige zerbrechen unter meinen Schritten. Eine kleine Runde werde ich drehen und dann wieder heim fahren. Ich lande beim "Immererstemorchelplatz".

Die Hoffnung ist klein, die Überraschung riesig! Dort unter dem Moosbüschel steht sie! Meine erste Morchella vulgaris in diesem Jahr. Ich lüfte das Moos, ihre Größe verrät mir, sie kann nicht die einzige sein. Die Morchella vulgaris ist im jungen Stadium sehr dunkel und hat feine helle Rippen, beste Tarnung für den Kleinverhau der im Auwald zu dieser Jahreszeit vorherrscht.

 

Es ist wirklich nicht leicht, die Morcheln zu finden, ich begebe mich in die Hocke und lasse die Augen jedes Blättchen um drehen. Da stehen sie, drei Stück vor der Nase. Nun, ich habe ja noch wenig Training in diesem Jahr. Selbst die frei am Wegrand stehende Morchel passiere ich zuerst ohne sie zu beachten, doch bald habe ich den Bogen wieder raus und die besten Verstecke entgehen mir nicht.

 

Unter diesen gefällten Bäumen liegt meine zweite Morchelstelle. Völlig unmöglich da hinein zu gehen. Am Rande entdecke ich eine kleine Morchel, weiterzugehen hieße einen Beinbruch zu riskieren.  Hoffentlich betreiben die den Kahlschlag nicht weiter. Wozu das wieder gut ist ?  - Für mich wird es Zeit zum Rückzug. 17 Morcheln habe ich schon. 

 

Und der Hhenflug genügt. Heiss ist es mir inzwischen auch geworden. Auf dem Weg zum Auto komme ich an der ersten Stelle wieder vorbei, natürlich muss ich noch einmal  schauen, jetzt habe ich ja wieder den Morchelblick! Und siehe da, eine und noch eine. Ganz genau will ich es wissen, stillstehen und in die Runde schauen. . . stillstehen nicht so einfach, wenn doch das ganze  Weib zittert. Liegt es am Erfolgserlebnis oder an der Schwäche, die  mich befällt. Hunger habe ich bekommen, bestimmt kein schlechtes Zeichen auf dem Wege gesund zu werden!

 

Den letzten Eindruck eine Morchel gefunden zu haben ist rechts abgebildet, was ist das? Noch 2 solcher Dinge foppen mich. Nur zwei  Morcheln  hier? Letztes Jahr sind mir hier bestimmt 20 Stück alt  geworden, weil ich zu spät dran war. . . Schätze die Konkurrenz hat sie entdeckt. Ich werde am Ball bleiben, die Morchelsaison ist  kurz!