Morcheln 2006- 6

Im letzen Jahr galt mein Augenmerk verstärkt Örtlichkeiten auf denen Mulch ausgebracht wurde. Allerdings brachten sie nur magere Morchelbeute. Man sieht dem Mulch auch nicht unbedingt an wie alt er ist. Allenfalls die Bepflanzung kann Aufschluss geben, aufgrund ihrer Höhe. Doch einen Mulchstreifen gab es, der mir etliches an Pilzen einbrachte. Bei einem (meinem!) Pennymarkt, war ein kleiner Hang neu aufgemulcht worden. Da konnte ich immer wenn ich zum Einkaufen gefahren bin gleich vor der Tür die Morcheln zum Abendessen mitnehmen.

Noch einen Platz habe ich, der ist in Sonthofen bei einem Lidl. Zum Muttertag werde ich von meinem Sohn gefragt, was ich denn da vorhätte. “Ja was wohl, Morcheln gucken.” Eine Kanufahrt könnten sie machen, aber Enkel Timi ist zu klein und könne da nicht mit. Ich finde das echt prima, klar nehme ich ihn mit auf meine Tour. Tim fragt mich eh ständig, wann er denn mal mit mir in die Morcheln darf. Nun ist es soweit und wir zwei fahren los. Es ist recht kalt geworden, die Alpen grüßen mit frischen Schneespitzen bis zu uns. Bei uns regnet es wenigstens nur. In Sonthofen muss ich erst mal die Anfahrt zum dem Markt auskundschaften. Noch bevor wir auf den Parkplatz fahren ruft mein Enkel: ”Ich sehe eine Morchel, da steht eine!” Und wirklich, er hat recht. Nach dem Aussteigen stürz er gleich auf seinen Fund. Die Größe der Morchel lässt auf einen guten Fang hoffen Schade, dass es so sehr regnet, dass ich die Kamera nicht mitnehmen kann. Zweimal umrunden wir die Mulchstellen und werden laufend fündig. Timi macht sich einen richtigen Sport daraus, mir die Morcheln vor der Nase wegzuschnappen. Sollte da eine Pilzsucht heranwachsen?

132 Stück! Mein Enkel ist richtig glücklich. Und dann kommt er noch mit einer Überraschung rüber: “Jetzt müssen wir die Pilze aber putzen!” Mit großem Fleiß bürstet er alle 132 Morcheln vor und ich bearbeite dann die Feinheiten mit dem Messer nach. Volle 2 Stunden sitzen wir und es passiert das was immer nach gemeinsamer Pilzsuche beim Putzen passiert. “Schau Oma, die habe ich gefunden, hinten zwischen den größeren Büschen.” Ich glaube er kennt alle Morcheln die er gefunden hat. Bis die Kanufahrer heimkommen ist unsere Arbeit getan. Die sind total durchgeweicht, mitten auf der Iller hat sie ein Gewitter mit Sturm und Hagel überrascht.

Freitagnachmittag, 19. Mai, Timi und ich wollen nochmals zu unserem Ernteplatz. Wir sind beide sehr gespannt, ob wir nochmals fündig werden, ich rechne mit einer kleineren Nachlese. Falsch gedacht.

Ich kann es kaum glauben welche Ausmaße die Morcheln haben. Da war vor einer Woche nichts! Timi hätte die kleinen schon gefunden. Heute umrunden wir die Mulchstellen zweimal. So gibt es abermals 2 Körbe voller wunderschöner Morcheln. Es gibt aber auch recht flache Exemplare, solches passiert, wenn die Leute nicht auf den normalen Wegen gehen. Einige male entdecken wir unsere alten Pilzstümpfe, diese sind auch gewachsen und daneben schon wieder eine neue. Becherlinge die ebenso gerne auf Mulch wachsen entdecke ich,die Minifruchtkörperchen messen bis zu 2 mm im Durchmesser.

Eine Menge von 112 Morcheln, das hätte ich mir nicht mal träumen lassen. Timi kann heute nur ganz kurz mitputzen, erstens ist er schon im Auto eingeschlafen und zweitens sind wir spät heimgekommen, da wir erst nach dem Mittag fort sind. Aber ich putze sie gerne alleine. Vielleicht sollte ich nächstes Wochenende nochmals hinschauen?

Ja, wir sind am 26. Mai wieder da, Tim der sich inzwischen den Finger gebrochen hat, ist wieder mit der gleichen Euphorie dabei. Unglaubliche 96 Morcheln ernten wir. Er ist richtig Stolz über seine Erfolge. Wir kaufen beim Lidl für ihn ein paar Bonbon und eine Brezel. Als wir bezahlen, sagt er der Kassiererin: “Ich bin ein ganz großer Morchelfinder!” Wir fahren weiter ins Tannheimer Tal, Tim wollte unbedingt in die Berge. Er entdeckt Flatschmorcheln, das findet er noch viel toller! Ich denke das liegt an der Bezeichnung.